Fotoshooting in den eigenen vier Wänden

Schnappschüsse sind schön und gut, an Studioaufnahmen kommen sie aber natürlich nicht heran. Im Urlaub mögen die spontanen oder zufälligen Momentaufnahmen noch gut funktionieren – wer aber die Bilder nicht den unzähligen Parametern des Zufalls überlassen will, sondern ansprechende und professionelle Fotos schießen möchte, der muss zwangsläufig den Gang zum nächsten Fotostudio antreten… oder selbst kreativ werden. Ein eigenes Fotoshooting unter optimalen Bedingungen ist nicht nur den Berufsfotografen mit dem teuren und schweren Equipment vorbehalten. Mit ein wenig Ideenreichtum und ein wenig Vorbereitungszeit lässt sich das Wohnzimmer, die Küche oder das Schlafzimmer in eine Studiowohnung verwandeln.

Um eines vorwegzunehmen: An die Qualität und die routinierten Abläufe eines Profi-Fotografen reicht das selbst geplante Shooting höchstwahrscheinlich nicht heran. Das Equipment der Fotografen, allem voran die Kamera, ist nicht nur teuer sondern in jeder Hinsicht auch hochwertig. Dass die eigenen Aufnahmen also auch nach einem Shooting von mehreren Stunden nicht ganz gegen die professionellen Bilder ankommen, muss bereits vorher klar sein. Dennoch lassen sich auch mit weniger teuren Geräten und etwas Erfindungsgeist tolle Fotos machen, auf die möglicherweise auch so mancher Berufsfotograf neidisch wird.

Der Aufbau im Studio unterliegt insofern klaren Regeln, als dass alle Geräte miteinander harmonieren müssen. Das Licht, die Kamera, die Hintergründe oder das Model müssen so positioniert oder eingestellt werden, dass die gewünschte Wirkung auch erzielt wird. Die beste Ausstattung nützt allerdings so gut wie nichts ohne eine Idee für das Shooting.

Die Idee
Selbstverständlich setzt die Abendgarderobe einen immer sehr gut in Szene, doch Fotos von Anzugträgern und Damen in schicken Kleidern gibt es immer und überall zu sehen. Wer schon die Mühen aufbringt, ein eigenes Fotostudio im eigenen Heim aufzubauen, der sollte sich auch mit einer kreativeren Idee belohnen.
Sehr beliebt bei Fotografen sind Retro-Shootings, bei denen die Models in altertümlichen Kostümen abgelichtet werden. Die Fotos der Großeltern oder Gemälde aus den vergangenen Jahrhunderten können Anreize für Verkleidungen geben. Auch jahreszeitliche Feste können das Motto des Shootings sein. Halloween, Weihnachten oder Fasching bilden gute Gelegenheiten für ein Familienfotoshooting. Je ausgefallener die Idee und die Verkleidung letztendlich sind, desto mehr Spaß macht das Ganze erfahrungsgemäß auch. Bei der Wahl eines Mottos sollte also keine Schüchternheit im Spiel sein.

Die Verkleidung
Ist das Motto erst einmal festgelegt, geht es umgehend an die Besorgung von Kostümen und eventuell Schminke und notwendige Requisiten. Die Outfits können bei Kostümverleihen vor allem, wenn nicht gerade Halloween oder Fasching anstehen, relativ günstig geliehen werden. Die Auswahl ist zumeist auch so groß, dass keine Wünsche übrig bleiben sollten.
Für die Schminke und die Maske sind gewöhnliche Drogeriemärkte normalerweise ausreichend, aber auch der Kostümverleih führt in der Regel die notwendigsten Produkte. Auch für Requisiten sollte im Normalfall der Verleih genügen. Ansonsten sind Antiquitätenläden oder der Flohmarkt gute Anlaufstellen. Bei ganz exotischen Ideen empfehlen sich natürlich Internetfundgruben wie eBay oder Kleinanzeigen-Portale.
Besonders wichtig sind außerdem Hintergründe, die dem ganzen Aufbau erst die richtige Atmosphäre verleihen. Ein paar schöne Aufnahmen im Wohnzimmer schafft jeder, doch erst recht dann, wenn das Motto ein wenig ausgefallener ist, sehen der Bücherschrank oder die Küchenzeile ein wenig unpassend im Hintergrund aus. Die einfachste Lösung findet sich im Baumarkt. Dort gibt es Tapeten mit den verschiedensten Mustern, die sowohl günstig als auch flexibel aufstellbar und anbringbar sind.

Die Kamera
Wer gute Fotos schießen möchte, braucht eine gute Kamera. So lautet zumindest der Tenor, doch eine Definition, was eine gute Kamera ist, gibt es nicht. In erster Linie muss die Kamera immer zum Einsatzzweck passen. Für ein Fotoshooting empfiehlt es sich bei der Wahl des Fotoapparats auf folgende Faktoren zu achten. Einerseits ist die manuelle Kontrolle über das Gerät wichtig, wenn ganz bestimmte Aufnahmen gemacht werden sollen. Die Handykamera mit Automatikmodus eignet sich daher allein deshalb nur bedingt für solche Zwecke. Wichtig ist schließlich auch, dass die Kamera über eine hohe Auflösung, also eine große Anzahl von Megapixeln, verfügt. Das ist nützlich, wenn nachher großformatige Abzüge von den Bildern erstellt werden sollen. Apparate mit mindestens 12 Megapixeln reichen dafür bereits aus und mittlerweile verfügen bereits die meisten Geräte über eine höhere Auflösung.
Nützlich aber nicht notwendig ist auch eine WLAN-Funktion, um gegebenenfalls ein Smartphone oder ein Tablet mit der Kamera zu verbinden, so dass die Fotos auf dem externen Bildschirm anzuschauen.
Ganz bestimmt besitzen einige der Freunde und Bekannten eine „gute“ Kamera und würden diese für die Zeit des Shootings zur Verfügung stellen oder sogar selbst noch den Fotografen spielen, wenn alle Familienmitglieder gleichzeitig vor der Linse stehen möchte.

Die Beleuchtung
Der vielleicht wichtigste Punkt ist der richtige Einsatz vom Licht. Wenn es einen bedeutenden Unterschied zwischen Amateur- und Profi-Aufnahmen im Studio gibt, dann ist es der Einsatz von teuren und qualitativ sehr hochwertigen Studioleuchten, die dem Foto oft noch das gewisse Etwas verleihen. Wer auf dieses „Etwas“ nicht verzichten möchte, kann Studioleuchten im Fotofachhandel leihen. Doch auch ohne teure Leuchten kann für eine optimale Beleuchtung gesorgt werden.
Während die meisten Fotostudios fast ausschließlich auf Kunstlicht setzen, sollte bei einem eigenen Fotoshooting das Tageslicht, das durch die Fenster fällt einfach mitgenutzt werden. Daneben gehören künstliche Lichtquellen zum absoluten Muss, denn gerade der Einsatz von mehreren Lichtquellen macht die Fotos so interessant, da das menschliche Auge nur eine einzige Lichtquelle (die Sonne) gewohnt ist. Dabei gilt: es kann vieles, aber nicht alles, was der Profi besitzt, nachgemacht werden.
Generell taugen alle Lampen oder Leuchtmittel, deren Farbtemperatur der des Sonnenlichts möglichst ähnlich ist und die zudem noch genügend Leuchtkraft haben. Mit zwei Lichtquellen können schon professionell anmutende Fotos geschossen werden. Dabei können die Positionen der Lichtquellen viel variiert werden und mit dem Zusammenspiel der Lichtquellen experimentiert werden.

Der Aufbau
Der Aufbau des Sets hängt in erster Linie von der Position des einfallenden Tageslichts ab. Idealerweise sollte dieses seitlich einfallen. Models und Requisiten stehen dem Fotografen gegenüber, die zweite Lichtquelle kann zuerst seitlich vom Fotografen aufgebaut und in der Folge des Shootings je nach Position der Models variiert werden. Der Hintergrund sollte soweit reichen, dass bei den Aufnahmen die wichtigen Details wie Requisiten oder Models niemals aus dem Hintergrund herausreichen.
Die Kamera sowie das Licht sollten bestenfalls auf Stativen fixiert werden, so dass die Position immer dieselbe ist. Markierungen mit Klebeband auf dem Boden können die Position der Stative kennzeichnen.
Generell gilt, dass der Aufbau immer wieder verändert werden kann, um möglichst viele unterschiedliche Fotos schießen zu können. Besonders die Variation der Lichtquellen macht viel aus und kann an die eigenen Vorstellungen angepasst werden.

Das Shooting
Die eigentliche Krux des Ganzen ist natürlich das Schießen der Fotos. Was sich zuerst leicht anhört, stellt sich oft als Tortur heraus, wenn alles nicht so klappt wie gewünscht. Für den Fotografen gilt deshalb: Entspannung ist das beste Mittel gegen Hektik. Ein hektischer und unruhiger Fotograf macht die Models nervös und bewirkt genau das Gegenteil von dem, was eigentlich Voraussetzung ist. Eine Wohlfühlatmosphäre am Set ist die halbe Miete. Die Personen vor der Kamera müssen möglichst natürlich sein, damit auch die Posen, die Mimik und Gestik authentisch und nicht aufgesetzt aussehen. Hilfreich ist zum Beispiel der Einsatz von Musik, die bestenfalls noch zum Motto passt. Auch die Animation von Kindern gehört zum Repertoire eines Studiofotografen.

Die Nachbearbeitung
Was normalerweise auch vom Fotografen übernommen und kaum beachtet wird, ist die Nachbearbeitung der Fotos. Hier werden zuallererst grobe Korrekturen wie rote Augen, auffällige Hautunreinheiten oder störende Details auf der Kleidung retuschiert. Dafür gibt es selbst bei einfachen Bildbearbeitungsprogrammen automatische Korrekturfunktionen. Der Branchenstandard ist hingegen Photoshop oder für grundlegendere Bearbeitungsschritte Lightroom von Adobe. Adobe bietet beide Programme als Demo-Versionen an. Für die Nachbearbeitung von aufwendigen Aufnahmen kommt man um diese Software kaum herum.
Wer ohne Hintergrund gearbeitet hat, kann das eigentliche Motiv mit Photoshop vom ungewünschten Hintergrund freistellen und vor einen beliebigen anderen Hintergrund setzen. Mit Lightroom können Parameter wie Farbsättigung oder Kontrast so angepasst werden, dass am Ende der gewünschte Look auf den Bildern liegt.
Wer ohne die beiden Programme arbeitet, kann selbstverständlich auch die vorinstallierten Vorschau-Programme nutzen, die auch über grundlegende Parameter verfügen.

Die Verwendung
Sind die Bilder erst einmal geschossen und bearbeitet, sollte sich eigentlich nicht die Frage stellen, was damit nun getan wird. Wer aber doch noch einige Denkanstöße sucht, kann auf der Website von Pixopolis nach geeigneten Verwendungsmöglichkeiten suchen. Vom Poster über ein Fotobuch über das Shooting bis hin zu Grußkarten mit dem Motiv ist alles denkbar.