Schritt für Schritt zur perfekten Langzeitbelichtung

Sternenförmige Lichter, satte und bunte Farben, knackige Silhouetten und verschwommene Bewegungen

– Die Langzeitbelichtung ist äußerst beliebtes Mittel, mit wenig Licht zu arbeiten. Aber auch tagsüber sind Langzeitbelichtungen möglich und verfügen auch dann noch über die unverwechselbaren Charakteristika. So beeindruckend die Ergebnisse oft sind, so schwierig mutet oft die Durchführung an. Doch mit ein paar Tricks und Tipps sind Aufnahmen mit Langzeitbelichtung auch für Amateur-Fotografen machbar.

Viele Smartphones haben mittlerweile Apps oder interne Funktionen für Aufnahmen mit einer Belichtung von weniger als einer Sekunde. Normalerweise würden die Automatikmodi von Smartphones oder auch Digitalkameras eine solch lange Verschlusszeit nicht zulassen, da die Bilder beim kleinsten Wackler verschwommen werden. Voraussetzung Nummer eins ist also ein Stativ, auf dem die Kamera befestigt wird. Außerdem ist eine Kamera notwendig, bei der die Verschlusszeit sowie Blende und ISO-Werte manuell eingestellt werden können. Dadurch scheiden einige Smartphones und Digitalkameras schon aus.

Das Set-Up, bestehend aus Kamera und Stativ, kann im Optimalfall noch durch einen Kabel- oder Funkauslöser erweitert werden. Wer im Tageslicht fotografieren möchte, braucht zudem noch sogenannte ND-Filter (Neutral-Density-Filter), die wie eine Art Sonnenbrille für die Kamera wirken.

Auf das Motiv kommt es an

Zuallererst muss das gewünschte Motiv gefunden werden. Die Suche ist gar nicht mal so einfach, denn bei Nacht müssen genügend Lichter vorhanden sein, die bestenfalls gleichmäßig über den Bildausschnitt verteilt sind. Andernfalls wirkt ein Teil des Bildes hell und der andere säuft in der Dunkelheit sprichwörtlich ab. Beliebte Motive sind deshalb städtische Gegenden, die Silhouetten einer Großstadt, Straßen oder aber auch der Nachthimmel. Tagsüber treten Lichter nicht so stark in Erscheinung. Was nützt tagsüber eine Langzeitbelichtung, mögen sich einige fragen. Die Antwort liegt in bewegten Motiven, die faszinierende verschwommene Muster entstehen lassen. Während sich nachts nur bewegte Objekte, die selbst leuchten, eignen, ist das Licht tagsüber zweitrangig. Der Verkehr, Bäume im Wind, fließendes Wasser oder Menschenmengen sind für solche Aufnahmen im Tageslicht gern gesehene Motive.

Das Zusammenspiel der Einstellungen

Ist die richtige Position und das gewünschte Motiv gefunden, muss die Kamera korrekt eingestellt werden. Der Automatikmodus scheidet wie bereits erwähnt aus, deshalb bleiben noch die Modi mit Blenden- oder Zeitpriorität, die sich auch nur bedingt eignen, und schließlich der manuelle Modus, der sich für diesen Zweck am besten eignet.

Im manuellen Modus wird zuerst die gewünschte Verschlusszeit eingestellt. Je länger der Verschluss geöffnet ist, desto stärker treten nachher auch die Lichter und die Bewegungen hervor. Üblich sind zumeist Zeiten zwischen zwanzig Sekunden und mehreren Minuten. Als nächstes wird die Blende entsprechend des Motivs eingestellt. Für eine Panoramaaufnahme, auf der möglichst alle Details scharf sein sollen, muss die Blende möglichst klein sein, für eine Aufnahme eines einzelnen Objekts, das sich ruhig vom Hintergrund (und vom Vordergrund) absetzen kann, braucht es eine möglichst große Blende.

Die erste Testaufnahme

Um das Zusammenspiel zwischen der gewählten Blende und der Verschlusszeit zu überprüfen, wird eine erste Testaufnahme gemacht. Hier kann anschließend geschaut werden, ob der Fokus richtig liegt, ob der Bildausschnitt richtig gewählt ist, vor allem aber, ob das Foto zu hell oder zu dunkel ist.
Ist das Foto zu dunkel, also unterbelichtet, gibt es folgende Verbesserungsmöglichkeiten. Einerseits kann die Verschlusszeit erhöht werden. Das hat zur Folge, dass das Licht länger auf den Sensor einfällt und das Bild dadurch heller wird. Andererseits kann auch die Zahl der Blende verringert werden. Bei einer größeren Blendenöffnung wird das Foto ebenfalls heller. Wenn beide Parameter aber nicht veränderbar sind, dann hilft die Erhöhung der ISO-Zahl. Die Lichtempfindlichkeit kann einige Blendenstufen auffangen, bei zu hohen Werten fängt das Bild aber an zu rauschen, was eigentlich vermieden werden sollte. Doch normalerweise kann durch das Zusammenspiel von Blende, Verschluss und ISO-Wert die richtige Belichtung erreicht werden.
Ist das Bild zu hell und die Blende und der Verschluss sind wie gewünscht eingestellt und der ISO-Wert ist bereits auf dem Minimum, helfen ND-Filter. Besonders bei Tageslicht führen Langzeitbelichtungen ohne solche Filter zur Überbelichtung. Durch die Abdunklung der Linse kann dieser entgegengewirkt werden.

Bloß nicht bewegen!

Zeigen die Testaufnahmen bereits gute Ergebnisse ist es an der Zeit für die richtigen Aufnahmen. Die Einstellungen stimmen, der Bildausschnitt und der Fokus ebenfalls, also Countdown für die Langzeitbelichtung. Jetzt ist Stillhalten angesagt. Damit das so angenehm wie möglichst ist und niemand eine halbe Minute oder länger neben der Kamera verweilen muss, können Kabel- oder Funkauslöser vorher mit der Kamera verbunden werden. Wenn die Kamera zudem über WLAN mit dem Smartphone oder einem Tablet verbunden ist, können zudem die Einstellungen auch aus der Entfernung vorgenommen werden. Also Auslöser drücken und warten…

Und ab in die Nachbearbeitung

Ist das richtige Foto dabei, kann dieses am PC noch verbessert oder zumindest angepasst werden. Durch das Verändern der Farben und Luminanz können die Lichter bei Nacht noch stärker betont werden, so dass faszinierende Lichteffekte entstehen. Eine höhere Sättigung verspricht noch einmal sattere Farben und die Erhöhung des Kontrastes lässt das Bild noch tiefer wirken. Die Möglichkeiten in der Nachbearbeitung sind fast unbegrenzt und machen bei solchen besonderen Aufnahmen natürlich besonders Spaß. Wer schon so lange auf die Aufnahme, sollte die Zeit bei der Korrektur wenigstens genießen können.