Frau mit Fotoapparat vor einem Bildschirm

JPEG oder RAW – Ein Vergleich

JPEG kennt jeder. So ziemlich jede Fotokamera speichert die Bilder im JPEG-Format. JPEG ist damit das gängigste aller Speicherformate. Spätestens dann, wenn man aber ein Upgrade zur DSLR oder zur spiegellosen Systemkamera macht, wird man mit einem weiteren Format konfrontiert: RAW. Anfänger können mit den drei Buchstaben erst einmal wenig anfangen. Viele Fotografen, die von ihrer Digitalkamera auf eine Kamera umsteigen, die im RAW-Format speichert, wundern sich oft darüber, dass die Bilder oft nicht so „knackig“ aussehen. Auffällig ist auch, dass die Fotos im RAW-Format eine um ein vielfaches größere Datei sind und daher auf der Speicherkarte viel Platz wegnehmen. Sehr beliebt macht sich das RAW-Format dadurch nicht gerade. Allerdings wird bei der großen Datei gleichermaßen auch die Faustregel „Je größer desto besser“ vermutet. Stimmt das aber? Sind RAW-Fotos besser als Fotos im JPEG-Format? Was sind die Unterschiede und was sind die Vor- und Nachteile?

Das JPEG-Format

Zuerst wird hier kurz das Format JPEG vorgestellt. JPEG bedeutet nichts anderes als Joint Photographic Experts Group. Dieses Gremium entwickelte das JPEG-Format bereits 1992 unter der Norm ISO/IEC 10918-1.
Das entwickelte Format sollte Fotos noch innerhalb der Kamera einigermaßen verlustfrei komprimieren und kodieren. Es gibt allerdings nicht nur ein Kompressionsverfahren, sondern gleich zahlreiche.
Je nach Intensität der Kompression ist das Verfahren stärker oder schwächer verlustbehaftet. Das Verfahren besteht aus den Schritten der Farbraumumrechnung, einer Tiefpassfilterung und Unterabtastung der Farbabweichungssignale, die Einteilung in 8×8-Blöcke und diskrete Kosinustransformation dieser Blöcke, der Quantisierung, der Umsortierung und der Entropiekodierung.

Das RAW-Format

Fotos im RAW- oder Rohdatenformat werden – wie der Name schon sagt – unkomprimiert, also roh abgespeichert. Es erfolgt keine Datenreduktion, daher ist auch keine verlustbehaftete Kodierung notwendig. Aus diesen Gründen werden die Rohdaten oft auch als „digitales Negativ“ in Anlehnung an die analogen Filme genannt.
Allerdings gibt es nicht nur das RAW-Format, sondern unzählige Rohdatenformate der verschiedenen Kamerahersteller. So gibt heißt das Format beim Hersteller Nikon NEF, bei Sony heißt es ARW, bei Fuji RAF, bei Olympus ORF und bei Canon CR2. Ein bestimmtes Format hat sich bisher nicht durchsetzen können. Und genau das ist schon ein großer Nachteil der Rohdatenformate.

Vor- und Nachteile

Die zahllosen unterschiedlichen RAW-Formate sämtlicher Kamerahersteller führen dazu, dass viele Bildbearbeitungs- oder Vorschauprogramme einige der Formate nicht erkennen. Selbst Adobe Lightroom, der Klassiker unter den Bearbeitungsprogrammen, erkennt nicht alle Rohdatenformate und muss über Plug-Ins erst mit diesen bekannt gemacht werden. Einige der simplen Bildvorschauprogramme können allerdings nicht mit Plug-Ins auf neue Formate hingewiesen werden und scheiden für die Arbeit mit Rohdaten gänzlich aus. JPEG hingegen ist das gängigste aller Foto-Formate und überall verbreitet. Keine Software, die sich im weitesten Sinne mit Fotos beschäftigt, erkennt JPEG nicht. Damit ist das Format universell einsetzbar – ohne Plug-Ins oder sonstige Erweiterungen.
Ein weiterer Unterschied, der sofort auffällt, ist natürlich die Speichergröße der beiden Formate. RAW-Dateien sind um ein Vielfaches größer und füllen somit auch schneller die Speicherkarte. Wer viele Fotos schießt und nur wenige Speicherkarten hat, kommt schnell an diese Grenzen. Auch beim Fotografieren kann die Dateigröße hinderlich sein. Wer viel mit der Serienbild-Funktion der Kamera arbeitet, wählt oft lieber JPEG. Die RAW-Dateien nehmen nicht nur mehr Speicherplatz weg, sondern brauchen auch länger, um abgespeichert zu werden. Serienaufnahmen mit RAW-Dateien sind somit langsamer als bei den komprimierten JPEGs.
Durch die Kompression sind die JPEG-Dateien nicht nur kleiner, sondern durch die kamerainterne automatische Optimierung oft auch schon minimal nachbearbeitet. Die herkömmlichen Schritte der Optimierung sind zum Beispiel die Rauschreduzierung, die Farbkorrektur oder die Belichtungsoptimierung. Dadurch sehen die JPEGs aus der Kamera oft schon etwas besser aus als die unbearbeiteten RAW-Dateien. Wer sich also an knackige JPEG-Bilder direkt aus der Kamera gewöhnt hat, ist angesichts der etwas blasseren RAWs eventuell etwas verstimmt.
Allerdings spielt das RAW-Format bei der Nachbearbeitung mit spezieller Software ihre ganze Stärke und Speichergröße aus und stellt JPEG in den Schatten. Die große Datenmenge ist ideal für die Nachbearbeitung der Fotos, während die JPEG-Dateien oft nur minimalen Spielraum erlauben. Semiprofessionelle und professionelle Fotografen arbeiten nur mit den Rohdateien, um in der Nachbearbeitung die Fotos individuell optimieren zu können.

JPEG oder RAW?

Obwohl das Rohdatenformat eindeutig das bessere Format ist, gibt es doch nicht die universelle Empfehlung zur Verwendung. Denn der größere Speicherbedarf ist oft ein Grund, die Foto-Aufnahmen im JPEG-Format abzuspeichern. Im Urlaub ist es zum Beispiel oft ratsamer das JPEG-Format zu wählen, um nicht zu schnell an die Grenzen der Speicherkarten zu kommen. Auch bei Sportveranstaltungen, bei denen viele Serienaufnahmen notwendig sind, lohnt sich JPEG aufgrund der höheren Geschwindigkeit mehr. Wer bei seinen Fotos ohnehin auf die Nachbearbeitung verzichtet, kann die RAW-Dateien auch getrost ignorieren.
Die Rohdaten machen eben vor allem dann Sinn, wenn bereits feststeht, dass eine Nachbearbeitung der Fotos folgt. Bei anspruchsvollen Bearbeitungsschritten ist das JPEG-Format gänzlich ungeeignet. So lassen sich farbliche Änderungen oder sogar die Einstellung des Weißabgleichs bei RAW-Dateien noch nachträglich einstellen.
Viele Spiegelreflex- und spiegellose Kameras bieten bereits die Möglichkeit, Fotos in beiden Formaten abzuspeichern. Das kostet natürlich noch mehr Speicherplatz als nur ein einziges Format, allerdings kann am Rechner schnell aussortiert werden, welche Fotos für die Bearbeitung behalten werden und welche vielleicht als JPEG-Dateien im eigenen Archiv verschwinden. Die duale Speicherung bringt auch den Vorteil, dass die JPEG-Fotos immer schon anderen Personen gezeigt werden können, bevor die RAW-Dateien bearbeitet wurden. Wenn Freunde beispielsweise Fotos von einer Party sehen möchten, die allesamt im RAW-Format gespeichert wurden, müssten entweder alle Fotos erst konvertiert werden oder die Freunde müssten sich ein geeignetes Vorschau-Programm zulegen. Beides ist eher lästig, daher macht die Doppel-Speicherung durchaus Sinn.