Daten von der Speicherkarte retten

Jeder kennt es, jeder hasst es: Der Moment, in dem auf einmal ein leeres Speichermedium in der Kamera oder auf dem PC angezeigt wird, obwohl wichtige Dateien oder Fotos noch genau dort schlummern sollten. Oft genug stellt sich die Schreckensmeldung als Fehlalarm heraus und nach kurzer Zeit oder nach erneutem Verbinden tauchen die Daten wieder auf. Doch gerade bei älteren oder billigen Speichermedien ist die Gefahr groß, dass auch nach stundenlangem Warten nur gähnende Leere angezeigt wird.

Kann man die Daten retten?

Diese Frage schwirrt jedem Anwender in solchen Momenten automatisch durch den Kopf und die Antwort darauf hängt leider von vielen Faktoren ab. Generell ist es möglich, Daten wie Fotos von Speichermedien zu retten, auch wenn diese nicht angezeigt werden oder das Medium nicht erkannt wird. In einigen Fällen hilft leider auch kein Computerspezialist mehr und die Daten sind schlicht und einfach eines – und zwar weg!

Die Ursache

Zuerst einmal gilt es, die Ursache des Problems herauszufinden. Nur dann, kann bestimmt werden, wie weiter verfahren wird. Wutanfälle oder falsche Beschuldigungen gegenüber anderen Personen tragen zur Lösung des Problems nämlich herzlich wenig bei, deshalb immer einen kühlen Kopf bewahren – möglicherweise ist die Lösung nämlich geradezu naheliegend.
Aber immer der Reihe nach: Die erste Frage an sich selbst sollte lauten „Was sind die häufigsten Gründe für dieses Problem? Eine kleine Fragestunde an sich selbst kann dabei nicht schaden. Wann waren die Daten das letzte Mal sichtbar? Anhand der zeitlichen Abfolge kann konstruiert werden, wann das Problem aufgetaucht ist und ob sich so die Ursache finden lässt. Waren die Fotos in der Wiedergabefunktion der Kamera noch zu sehen? Ist es auch wirklich dieselbe Speicherkarte? Habe ich die Fotos aus Versehen schon auf der Kamera gelöscht? Ist mir die Kamera oder ein anderes Gerät mit dem Speichermedium heruntergefallen? Ist der Schreibschutz der Speicherkarte aktiviert, also auf „Lock“ gestellt? Ein kleiner Schalter an der linken Seite der Karte sichert die Karte vor ungewolltem Gebrauch und kann dort auch wieder entsichert werden. Ist der PC oder die Kamera mit dem Speichermedium kompatibel? Funktionieren andere Speicherkarten oder Dateitypen auf dem Gerät oder funktioniert das Medium auf einem anderen Gerät? Hilft im Notfall ein Kartenlesegerät?
Erst, wenn die grundlegenden Fragen zur Ursachenforschung geklärt werden können, kann mit der Lösung fortgefahren werden.

Die Lösungsansätze

Wenn die Daten auf dem Medium noch immer nicht sichtbar sein sollten, ist es noch lange kein Grund, um ins Schwitzen zu geraten. Wenn das Medium an keinem Endgerät funktioniert beziehungsweise die Dateien nicht angezeigt werden, andere Medien aber schon, liegt es wohl oder übel am Medium selbst. Besonders billige Speicherkarten, also SD- oder SDHC-Karten, sind dafür bekannt, hin und wieder mal den Geist aufzugeben. Viele dieser Produkte haben nur eine kurze Lebenszeit durch eine katastrophale Produktion, sodass bereits nach wenigen Monaten mit Problemen gerechnet werden kann. Oft sind es in erster Linie äußere Ursachen, wenn zum Beispiel ein Kontakt beschädigt wird. Auch halten billig produzierte Geräte hohen Temperaturen und Feuchtigkeit weniger Stand als hochwertige Produkte. In solchen Fällen sind die Speicherkarten oft irreparabel beschädigt.
Sind die Kontakte allerdings nur verrostet, kann die Oxidation der Kontaktflächen mit etwas Kontaktspray aufgelöst werden. Die Daten sollten allerdings schleunigst gerettet werden, da die Lebenszeit durch das Kontaktspray nicht besonders stark verlängert wird. In einigen Fällen ist nur Schmutz oder Staub der Grund für den fehlenden Kontakt. Eine starke Verunreinigung durch Staub und Dreck kann durch den Einsatz von in Spiritus getränkten Wattestäbchen behoben werden. Falls auch das alles nichts hilft ist es Zeit für schwerere Geschütze…

Die Datenrettung

Grundsätzlich gilt: Daten können wiederhergestellt werden. Die Betonung liegt dabei allerdings auf dem Wort „können“, denn für das Gelingen spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle. Die sicherste Variante ist die Einsendung der Speicherkarte zu einem ausgewiesenen Spezialisten aus dem Computer- oder Fotografie-Bereich, der ein fachmännisches Urteil zu der Möglichkeit der Rettung der Daten fällen kann. Je nach Fall kann eine Datenrettung vom Spezialisten aber schon mal schnell über hundert Euro kosten, daher sollten die Daten das Geld auch wert sein.
Die unsichere, aber günstigere Variante ist die eigenmächtige Herangehensweise mittels Datenrettungs-Software. Das Internet ist voll von derartigen Programmen mit einer Preisspanne von kostenlos bis über hundert Euro. Welche Programme taugen, ist schwierig zu sagen, da es immer sehr von dem Fall an sich abhängt. Es schadet zumindest nicht, mit einem kostenlosen Programm anzufangen und zu schauen, ob es hier bereits für eine Lösung reicht. In einigen Fällen bieten die Speicherkarten-Hersteller kostenlose oder wenigstens kostengünstige Software zur Datenwiederherstellung an. Folgende Programme für Windows oder MacIntosh’s OSX zielen auf die Wiederherstellung von verlorenen Daten auf Speicherkarten ab:

– PhotoRecovery 2015 / PhotoRecovery 2015 Professional
– SanDisk RescuePRO / RescuePRO Deluxe
– CardRecovery / CardRescue
– Lexar Photo Recovery
– Recuva
– EaseUS

Der Lerneffekt

Vielmehr kann nicht unternommen werden, um die verloren gegangenen Daten wieder ins Leben zurückzurufen. Unabhängig davon, ob die Rettung gelungen ist oder nicht, sollte zumindest aus dem Szenario gelernt werden.
Speicherkarten sollten in ihrer Leistung und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Temperaturen und Feuchtigkeit nicht unterschätzt werden. Wer ohnehin mit einer teuren Kamera unterwegs ist, kann auch ein paar Euro mehr in eine vernünftige Karte investieren und anschließend ebenso in eine gute Festplatte, um die Daten entsprechend zu sichern. Dieses sollte so oft wie möglich passieren, besonders auf Reisen oder nach Aufträgen – also immer dann, wenn besonders viele Fotos auf den Speicherkarten lagern. Das ist zwar oft nicht wie gewünscht möglich, aber immer noch der beste Weg zu einer sicheren Datensicherung.